Diskriminierung, Stigmatisierung und psychische Gesundheit

Das Wichtigste des Textes auf einen Blick:
- Stigmatisierung bedeutet, dass Menschen wegen bestimmter Merkmale negativ bewertet und anders wahrgenommen werden.
- Diskriminierung kann massive Folgen für die psychische Gesundheit von Betroffenen haben. Auswirkungen sind zum Beispiel eine erhöhte Anfälligkeit für psychische Störungen oder körperliche Gesundheitsprobleme.
- Privilegien sind besondere, unsichtbare Vorteile oder Rechte, die bestimmte Personen oder Gruppen haben.
Was ist Stigmatisierung?
Stigmatisierung bedeutet, dass Menschen wegen bestimmter Merkmale negativ bewertet und anders wahrgenommen werden. Diese Merkmale können zum Beispiel eine Krankheit, eine Behinderung, die Hautfarbe oder die Herkunft sein. Eine Folge von Stigmatisierung ist Diskriminierung.
Stigmatisierung von psychischen Störungen hat zum Beispiel zur Folge, dass sich Betroffene schämen, von ihren psychischen Problemen zu erzählen. Das führt häufig dazu, dass sie schon sehr lange unter den psychischen Problemen leiden, bevor sie sich Hilfe holen, oder sich keine Hilfe holen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass offen über psychische Störungen gesprochen wird, damit Betroffene sich trauen, sich zu öffnen.
Wie wirkt sich Diskriminierung auf die psychische Gesundheit aus?
- Erhöhte Anfälligkeit für psychische Störungen: Personen, die wegen Diskriminierung dauerhaft unter Stress stehen, haben eine höhere Anfälligkeit für die Entstehung psychischer Störungen.
- Niedriges Selbstwertgefühl: Wenn einem ständig von der Außenwelt vermittelt wird, dass etwas an einem nicht richtig sei – wie die Hautfarbe, das Geschlecht oder die Religion – dann kann das zu einem niedrigeren Selbstwertgefühl führen. Das kann dazu führen, dass man stärker an sich zweifelt.
- Identität: Ständig nicht gut genug? Diese Message kann dazu führen, dass man unsicher wird, wer man ist und wie man sein will, wenn einem von außen vermittelt wird, dass ein Merkmal an einem nicht stimmt.
- Erhöhte Stressreaktionen und körperliche Gesundheitsprobleme: Chronischer Stress ist sehr ungesund und kann zu körperlichen Gesundheitsproblemen führen.
- Sozialer Rückzug: Menschen, die Diskriminierung erfahren, ziehen sich möglicherweise zurück, um sich vor weiteren Diskriminierungserfahrungen zu schützen, was zu Einsamkeit und weiteren psychischen Belastungen führen kann.
Was sind Privilegien?
Privilegien sind besondere Vorteile oder Rechte, die bestimmte Personen oder Gruppen haben. Diese Vorteile oder Rechte haben sie oft, ohne dass sie etwas Besonderes dafür tun müssen. Sie kommen durch ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Privilegien sind oft unsichtbar für diejenigen, die sie besitzen, weil diese Vorteile für sie normal sind. Es ist wichtig, sich dieser bewusst zu sein, um besser zu verstehen, wie Ungleichheiten in der Gesellschaft entstehen und fortbestehen.
Geschlechtsprivilegien
Männer haben oft Vorteile in Bereichen wie Gehalt und Karrierechancen, nur weil sie Männer sind.
Hautfarbenprivilegien
Weiße Menschen haben oft mehr Chancen im Beruf oder auf dem Wohnungsmarkt, nur aufgrund ihrer Hautfarbe.
Soziale Privilegien
Menschen aus wohlhabenden Familien haben oft besseren Zugang zu Bildung und können beispielsweise Nachhilfe finanzieren.
Sexuelle Orientierungsprivilegien
Heterosexuelle Menschen können in jedes Land der Welt reisen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob sie dort wegen ihrer Sexualität verfolgt werden.
Religiöse Privilegien
Christ:innen können in Deutschland ihre Religion ausüben ohne dafür kritisiert zu werden. Sie bekommen Steuergelder, um die Kirche zu finanzieren.
Übrigens Privilegien bestehen – wie auch Diskriminierung – auf unterschiedlichen Ebenen. Auf Ebene der Gesellschaft haben deutsche Personen mehr Privilegien als beispielsweise geflüchtete Menschen: Sie können wohnen, wo sie wollen und dürfen arbeiten. Auch auf Ebene von einzelnen Menschen gibt es Privilegien und Diskriminierung: So können Schüler:innen mit einem deutschen Namen davon ausgehen, dass eine deutsche Lehrkraft ihren Namen richtig ausspricht. Für Schüler:innen mit einem ausländischen Namen ist das nicht selbstverständlich.
Quellen
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