Psychische Gesundheit in sozialen Medien

Das Wichtigste des Textes auf einen Blick:
- Bei informativen Posts über psychische Gesundheit ist es manchmal schwierig zu erkennen, welche Informationen wahr und welche falsch dargestellt sind.
- Deshalb ist es sinnvoll die Quellen der Informationen und die Qualifikation der Person zu prüfen , die postet. Auch wenn die Wortwahl in Posts ungenau ist, sollte man den Inhalt noch einmal prüfen.
- Betreiber:innen von sozialen Netzwerken verdienen Geld, wenn wir Zeit darauf verbringen, deshalb ist der Algorithmus so, dass wir möglichst lange auf der App bleiben. Das bedeutet: Je mehr Zeit wir auf Instagram, Tiktok und Co. verbringen, desto mehr Geld verdienen diese Plattformen.
- Wenn Menschen häufig Fotos von durchtrainierten und schlanken Personen sehen, kann es passieren, dass man ein negatives Gefühl zum eigenen Körper bekommt, weil der eigene Körper im Vergleich zu den bearbeiteten und unrealistischen Bildern anderer Menschen immer ”schlecht” aussieht.
Posts über psychische Gesundheit auf TikTok, Instagram etc. können sehr hilfreich sein, um sich über das Thema zu informieren und auszutauschen.
Dass in sozialen Medien mehr über psychische Probleme gepostet wird, kann verschiedene Vorteile haben. Es kann zum Beispiel dazu führen, dass sich Betroffene nicht so allein mit ihren Problemen fühlen. Wenn andere Personen darüber posten, dass sie sich Hilfe gesucht haben und es ihnen dadurch besser geht, kann das eine Motivation sein, sich selbst Hilfe zu holen. Außerdem kann man sich über verschiedene Themen rund um psychische Gesundheit informieren. Auch Jugendliche, die selbst keine psychischen Probleme haben, können dadurch mit dem Thema in Kontakt kommen und andere dadurch besser verstehen.
Manchmal ist es dabei schwierig zu erkennen, welche Informationen wahr und welche falsch dargestellt sind. Teilweise werden Informationen, die grundsätzlich stimmen, zu einfach dargestellt und sind eigentlich komplexer. Für eine Einschätzung der Qualität der Posts kannst du dir folgende Fragen stellen: Wird angegeben, wo die Influencer:innen die Informationen hernehmen? Sind die Personen Psycholog:innen oder haben sie eine ähnliche Ausbildung?
Die Wortwahl
„Das war traumatisch“ oder „Das hat mich getriggert”: Bestimmte Begriffe aus dem Bereich psychischer Erkrankungen werden oft falsch verwendet. Zum Beispiel der Begriff Trauma. Ein Trauma ist definiert als ein “Ereignis oder Situation katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde”. Eine Haarfarbe, die nicht so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat oder eine schlechte Note zu bekommen, sind keine traumatischen Erlebnisse. Wenn man also einen Beitrag sieht, der in der Wortwahl ungenau ist, sollte man dem Inhalt gegenüber lieber etwas misstrauischer sein.
Empfehlungen von Accounts mit Themen rund um psychische Gesundheit
Wir möchten dir einige Accounts empfehlen, die gute Informationen bereitstellen:
Der Algorithmus
Wir nutzen TikTok, Instagram, Snapchat etc., um in Kontakt mit anderen Menschen zu sein und uns unterhalten zu lassen. Aber wieso ist es manchmal so schwer, das Handy wegzulegen? Im Gehirn werden bei der Nutzung von sozialen Medien Bereiche aktiviert, die für das Gefühl von Belohnung zuständig sind, da wir beim Swipen und Scrollen sehr schnell mit spannenden neuen Posts “gefüttert” werden. Darum fühlen wir uns kurzfristig von der Umwelt abgelenkt und gut, wenn wir soziale Medien nutzen. Dieser Mechanismus wird von den Betreibenden von Tiktok, Instagram und Co. gezielt eingebaut, damit Menschen möglichst viel Zeit in den Apps verbringen, so möglichst viel Werbung sehen und dadurch möglichst viel von den beworbenen Produkten kaufen. Durch Werbeanzeigen und den Verkauf von Daten der Nutzer:innen der sozialen Medien an die Werbeindustrie verdienen die Betreiber:innen Geld.
Das bedeutet: Je mehr Zeit wir auf Instagram, Tiktok und Co. verbringen, desto mehr Geld verdienen diese Plattformen.
Das „perfekte“ Leben der anderen
Auf Social Media werden hauptsächlich gut gelaunte, sportliche, „perfekte“ Menschen gezeigt, die viele Freund:innen haben. Das führt dazu, dass wir uns mit diesen scheinbar perfekten Menschen vergleichen. Häufig nutzen Menschen auf Instagram und anderen Plattformen aber Filter, haben professionelle Fotograf:innen oder posieren für Fotos so, dass wir nur einen bestimmten Ausschnitt von ihnen sehen. Was wirkt wie ein spontanes Foto, ist häufig gestellt und nachbearbeitet.
In sozialen Medien werden überdurchschnittlich viele schlanke Menschen gezeigt und nicht gesagt, dass Menschen mit mehr Körpergewicht genauso schön sein können, weil “Schönheit” für jeden Menschen etwas anderes ist! Die Schönheits-Vorbilder sind besonders problematisch, wenn sie unrealistisch sind, das heißt, wenn sie von dem abweichen, wie Menschen normalerweise aussehen - nämlich sehr unterschiedlich und gerade deshalb auf ganz besondere Weisen schön. Da auf sozialen Medien sehr viele Menschen ihre Bilder und Videos von sich so bearbeiten, dass sie aussehen wie Schönheits-Vorbilder, vergleichen Menschen sich mit Vorbildern, die so eigentlich gar nicht gibt.
Bilder von sehr schlanken und durchtrainierten Personen (häufig unter #fitspiration zu finden) haben einen negativen Einfluss auf das Bild, was Menschen von ihrem eigenen Körper haben. Wenn Menschen häufig Fotos von durchtrainierten und schlanken Personen sehen, kann es passieren, dass man ein negatives Gefühl zum eigenen Körper bekommt, weil der eigene Körper im Vergleich zu den bearbeiteten und unrealistischen Bildern anderer Menschen immer ”schlecht” aussieht.
Wie kannst du damit umgehen?
Entfolge Personen, die ein unrealistisches Körperbild vorleben, um dauerhafte unrealistische Körperbilder in deinem Feed zu vermeiden. Wenn du solchen Influencer:innen weiter folgen möchtest oder du dir ihre Inhalte ab und zu anschaust, sage dir dabei immer wieder: Die Realität sieht häufig anders aus!
Quellen
Naslund, J. A., Aschbrenner, K. A., Marsch, L. A., & Bartels, S. J. (2016). The future of mental health care: peer-to-peer support and social media. Epidemiology and psychiatric sciences, 25(2), 113–122. https://doi.org/10.1017/S2045796015001067Pedrouzo, S. B., & Krynski, L. (2023). Hyperconnected: children and adolescents on social media. The TikTok phenomenon. Archivos argentinos de pediatria, 121(4), e202202674. https://doi.org/10.5546/aap.2022-02674.eng PULS Reportage. (2022, 27. April). Aufgedeckt: So gefährlich ist der Algorithmus von TikTok [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=0q8_xbfp7yE Terra Xplore. (2023, 6. Juli). Bildschirmzeit - Wie verändert dich Social Media? | Terra Xplore mit Psychologe Leon Windscheid [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=P7ToH0ExG2o Wacks, Y., & Weinstein, A. M. (2021). Excessive Smartphone Use Is Associated With Health Problems in Adolescents and Young Adults. Frontiers in psychiatry, 12, 669042. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2021.669042